Sie mussten uns verwechselt haben. Das wurde mir spätestens klar, als wir die Tür zum Backstage-Raum, der eher ein Understage-Raum war, öffneten: Kuchen, frische selbstgekochte Kartoffelsuppe, Obst, Süßigkeiten, Chips und unzählige Köstlichkeiten, unter denen sich die Tische bogen. Der Blick von Per verriet mir, dass er das selbe dachte: Sie mussten uns verwechselt haben. Offenbar warteten Sie auf die Dropkick Murphys, André Rieu oder Seeed oder vergleichbare Klangkörper in Mannschaftsstärke.
Aber Per Dittmann und ich waren definitiv nur zu zweit – unsere umtriebige Tourmanagerin mal ausgenommen. Aber Per und ich würden es nicht sein, die das Missverständnis aufklärten, soviel stand fest. Dafür genossen wir diesen Anblick zu sehr.
Schon der Soundcheck im V.a.K.u.u.m. dem Epizentrum der Vereinigung aktiver Kulturförderer und unabhängiger Musikfreunde e.V. in Bad Bevensen in der Lüneburger Heide hatte uns stutzen lassen: Mit so viel Druck abgemischt und dennoch kristallklar war Per noch nie durch die Boxen gewummert. War das überhaupt Per? Ja er war es. Leibhaftig. Sah aus wie Per, spielte wie Per, aber klang wie Freddy Mercury mindestens. Mir sollte es recht sein. Und Tonmagier Mirko war zufrieden.
Es blieb also noch ein bisschen Zeit, bis sie merken würden, dass wir nicht die Roadies für ichweißnichtwen waren, sondern bereits die Band. Gleich würde es soweit sein, der Saal füllte sich, wir wurden fürstlich behandelt und wussten, dass der Moment der Wahrheit näherrückte. Bald würden wir auffliegen und in die Trostlose Lüneburger Heide hinausgejagt werden.
Doch dann geschah Merkwürdiges: Als Charly am Ende seiner Ankündigung angekommen war, sagte er unsere Namen. Unsere. Die meinten tatsächlich uns. Unfassbar. Getragen von so viel Liebe gingen wir denn auf die Bühne, sangen sprachen, fluchten, seufzten bis wir uns in den Armen lagen und die Diskokugel mit uns um die Wette leuchtete. Danke, Bad Bevensen, danke, V.a.K.u.u.m., danke Per. Ich wollte nirgends anders sein als in Good Bevensen.
PS: Das Klappern unserer Gästebuchschreibmaschine “Princess 200” klang noch nie so schön. Süßer die Tasten nie klackern…