Eins Zwei Mikro Test Eins Zwei

Der Mikrofontest gleich vorbei

Gleich Lachen

Gleich Klatschen

Gleich Flüstern

Gleich Tosen

Gleich fliegen Papierbecher

Gleich fliegen Rosen

Oder betretenes Schweigen

weil alles verpufft

Verheißung und Sorge

alles liegt in der Luft

Aber gleich wird es voll sein

denkt man kurz und erkennt:

Wie kostbar ist dieser intime Moment?!

Eins Zwei Mikro Test Eins Zwei

Der Mikrofontest ist vorbei

Eine Sekunde noch bleiben

Nur eine ganz kleine

Noch bist du allein,

und hörst das atmen der Steine.

(Kulturhaus Lüdenscheid, 16.11.2019)

Die Wolken so düster, doch die Prognosen so gut. Und dann bricht die Sonne durch die Wolken, reißt sie entzwei, entdrei, entvier. Vier Stimmen – ein großes gemeinsames Herz, das schlägt. Für die Sprache, für die Reime, für das Wort. Sprachskulpturen wachsen in den Himmel empor und schieben das Vorwerk ins Licht.

Ulm, du kannst zaubern, bist Bretterzaun Betongraubraun,

Und schreckst mit 768 Stufen.

Daunenbettgemütlichkeit und Hängematten Leichtigkeit sind anderswo zu Hause und von dort hörst du sie, setzt du den Fuß auf Ulmer Grund, aus der Ferne lockend rufen.

Bis da die Menschen sind, aus Fluten hierher angespült,

Sich finden und rasch jeder fühlt,

Wir sind nun eine Mannschaft auch die Frauen.

Sind Brüder und Schwestern und Schwüder und Brestern,

Die mit heißem Herz sich vor die Menschen trauen.

Erster Satz und letzte Worte, bis es passt und jemand fasst oder fast mal verliebt ist, Leichen, Fahrer, Leichenfahrer, IT, Metoo, und DU!

Umtost und umbrandet, von Helden umrandet.

Mexikaner, Mexikaner sind wir heute. Nacht. Desperados.

Und Ulm zaubert uns über Gleise, die den nächsten Weg, die nächste Reise versprechen – sanft und wunderbar geleitet von neuen Freunden in tanzende Träume.

Poetry Slam Ulm, 13. April 2019

Am Ende der Straße ein Licht, nein, viele. Aus der Dunkelheit ein Gutshaus. Feuer im Kamin und Feuer im Kamin. Knackend birst das alte Holz, schleudert Funken in kristallkalte Nacht. Drinnen: Wärme. Kugelglanz. Weihnachtsbaum, upside-down. Hört auf mich so anzuschaun. Denn ich bin hier. Ich bin Tier, bin Wollschwein, Wildsau, schwarzes Schaf. Bin Slayer und Bach bin Fugee-la, Kleopatra und bin bezaubert. Von langen Tafeln, deren Bohlen sich biegen unter Nahrung und Geschichten und Beisammensein. Und am Ende gewinnt eine Fee und wir wehen wie glitzernde Funken in kristallklare Nacht.

Poetry Slam im Park, Wildpark Lauenbrück, 14. Dezember 2018

Am Ende des Abends liegt der salzige Duft des Meeres in der Luft. So weit von der Küste hier an der Elbe. Ein erhebender Moment. Noch einer. Denn, wenn ein Schild am Bühnenrand der Buchholzer Empore nur Befugten den Aufstieg erlaubt, dann waren es denn auch nur die befugtesten Bühnendichtenden, die hier empor gehoben wurden. Von Menschen vor der Bühne, von Menschen auf der Bühne und von Texten, Stimmen und Worten. So viele Register wurden gezogen, dass schließlich selbst Siri “da capo” rief. Ein Ensemble steigt angefeuert von Moderatoren und Publikum empor – und bleibt doch mit den Beinen am Boden. Irgendwer siegt, alle gewinnen und das Salz der Meere in der klaren Herbstluft belohnt den Heimgekehrten. Sein Blick wandert zum Mond, der hinter Wolkenschleiern schimmert, empor.

 

Demnächst: Slam Slam Bremen macht Theater macht Theater, der große Dichterwettstreit im Theater am Goetheplatz am Sonnabend, 13. Oktober 2018, 20 Uhr.

Wer jetzt kein Nëst hat, der baut keines mehr und muss es auch nicht. Denn ich hab heut ein Nëst gefunden.
Eines, in dem Blitze über Himmel meandern, bevor sie krachend einschlagen.
Ein weiches Nëst in das man sich behaglich wühlen will
Eines, das Dornen hat, damit niemand schläfrig wird, sondern wach bleibt.
Eines für Töne
Eines für Worte
Eines für den Kopf
und eines für den Bauch
Eines für drei, das auch für vier Platz bietet
Ein Nëst für dich
Ein Nëst für mich
Ein Nëst für dirigierende Augen
Ein Nëst für erleichtes Schnaufen unter Schirmmützen
Ein Nëst, das den Atem stocken lässt
Ein Nëst zum Durchatmen
Ein Nëst für zu Hause
und eines für unterwegs
wenn Wolken türmen, Blitze schlagen und Regen peitschen.
Ein Nëst
Ein Fest
(Leeste, 15. September 2018)

Bald zu sehen: Slam Bremen macht Theater, der große Dichterwettstreit am 13. Oktober, 20 Uhr im Theater am Goetheplatz

Sie mussten uns verwechselt haben. Das wurde mir spätestens klar, als wir die Tür zum Backstage-Raum, der eher ein Understage-Raum war, öffneten: Kuchen, frische selbstgekochte Kartoffelsuppe, Obst, Süßigkeiten, Chips und unzählige Köstlichkeiten, unter denen sich die Tische bogen. Der Blick von Per verriet mir, dass er das selbe dachte: Sie mussten uns verwechselt haben. Offenbar warteten Sie auf die Dropkick Murphys, André Rieu oder Seeed oder vergleichbare Klangkörper in Mannschaftsstärke.

Aber Per Dittmann und ich waren definitiv nur zu zweit – unsere umtriebige Tourmanagerin mal ausgenommen. Aber Per und ich würden es nicht sein, die das Missverständnis aufklärten, soviel stand fest. Dafür genossen wir diesen Anblick zu sehr.

Schon der Soundcheck im V.a.K.u.u.m. dem Epizentrum der Vereinigung aktiver Kulturförderer und unabhängiger Musikfreunde e.V. in Bad Bevensen in der Lüneburger Heide hatte uns stutzen lassen: Mit so viel Druck abgemischt und dennoch kristallklar war Per noch nie durch die Boxen gewummert. War das überhaupt Per? Ja er war es. Leibhaftig. Sah aus wie Per, spielte wie Per, aber klang wie Freddy Mercury mindestens. Mir sollte es recht sein. Und Tonmagier Mirko war zufrieden.

Es blieb also noch ein bisschen Zeit, bis sie merken würden, dass wir nicht die Roadies für ichweißnichtwen waren, sondern bereits die Band. Gleich würde es soweit sein, der Saal füllte sich, wir wurden fürstlich behandelt und wussten, dass der Moment der Wahrheit näherrückte. Bald würden wir auffliegen und in die Trostlose Lüneburger Heide hinausgejagt werden.

Doch dann geschah Merkwürdiges: Als Charly am Ende seiner Ankündigung angekommen war, sagte er unsere Namen. Unsere. Die meinten tatsächlich uns. Unfassbar. Getragen von so viel Liebe gingen wir denn auf die Bühne, sangen sprachen, fluchten, seufzten bis wir uns in den Armen lagen und die Diskokugel mit uns um die Wette leuchtete. Danke, Bad Bevensen, danke, V.a.K.u.u.m., danke Per. Ich wollte nirgends anders sein als in Good Bevensen.

PS: Das Klappern unserer Gästebuchschreibmaschine “Princess 200” klang noch nie so schön. Süßer die Tasten nie klackern…

 

Weihnachten kann alles sein

(Sven Kamin)

Weihnachten kann alles sein,
Ein Tannenzweig, ein Gänsebein,
Ein bisschen Stress und bunte Karten,
Aufgeregt aufs Christkind warten,
Plätzchen backen, Weihnachtsschmuck,
Ein dicker Kuss, ein Händedruck,
Lieder singen mit Familie,
Festtagssuppe, Petersilie,
In Geschenkpapieren wühlen,
Sich noch mehr alleine fühlen,
Leises Flüstern, lautes Schrei’n –
Weihnachten kann alles sein.

Ihr Wundervollen,

what goes up, must come down, must come UP!

Die vergangenen Tage haben mich ganz schön durchgeschüttelt. So viel Glück, so viel Anspannung, so viel Erleichterung, aber auch so viel am Boden zerstört sein.

Ihr alle habt geschafft, was nicht denkbar schien: Ihr habt mir nach dem Hoch am Freitag und dem Absturz am Samstag mit Euren Botschaften, Genesungswünschen und Gedanken ein neues Hoch am Sonntag geschenkt. Zu sehen, dass in Stunden des Triumphes so viele von euch da sind und mitfiebern ist wunderbar – dass aber, wenn es einem dreckig geht, einfach noch mehr von Euch da sind, das macht mich sprachlos und dankbar für diese Tage von Hannover.

Ich freu mich auf ein Wiedersehen, ein Wiederhören, ein Wiederschreiben und ein Wiederreden.

ich bin ein glücklicher Mensch. Ich danke Euch ALLEN!

Bis bald

Sven

Und das soll einem jemand glauben? Ein Regenbogen, der sich über das Spielfeld spannt, ein Hummer, der ein Tor schießt, ein Ball geht an den Pfosten (in diesem Fall gut) bevor der FK Interslam – was für famose Menschen – auf einem liegt und die Hools deinen Namen schreien.

Dann eine barocke Galerie, in der ein Mikrofon wartet. Fünf Minuten im Rausch, 20 Minuten ausgeschieden alles noch Revue passieren lassen. Dann ein Jörg: Du bist vielleicht noch drin. Dann ein Arne: Dein F-Wert ist negativ – und das ist gut. Dann Sprechen, Spätzle, Bangen blicken. Dann Mona: Du bist dabei. Finale. Morgen. Opernhaus. Der NDR streamt. Wir werden auf Sendung gehen. Jetzt

debiles Grinsen.

Erst wenn ich morgen noch Muskelkater habe, werde ich es akzeptieren, dass das wirklich so passiert ist.